Updated September 9, 2024
Zweck und Funktion der DDR-Kampfgruppen
Freiwillige Arbeiter und Bauern trafen sich mehrmals im Jahr zu gemeinsamen militärischen Übungen. Die Mitglieder der Kampfgruppen sollten im Falle von Aufständen, wie dem vom 17. Juni 1953, gegen Aufständische vorgehen und das Volkseigentum verteidigen.
Bereits 1945 wurde in der sowjetischen Besatzungszone, der späteren DDR, eine Bodenreform durchgeführt. Kriegsverbrechern, Nationalsozialisten und Betrieben mit mehr als 100 Hektar wurde der Grundbesitz ohne Entschädigung entzogen. Viele profitable Betriebe wurden enteignet und in Staatseigentum überführt.
Diese Enteignungen führten insbesondere in der Landwirtschaft zu strukturellen Problemen und Engpässen. Schlechte Ernten im Herbst 1952 und steigende Produktionsnormen erhöhten die Unzufriedenheit der Bevölkerung. Selbst viele Nutznießer der Reformen kritisierten die allgemeinen Bedingungen und Entwicklungen in der DDR.
Wer damals nicht in die BRD zog, blieb in der DDR und hoffte auf Veränderungen. Einige Kritiker gingen so weit, dass sie das ideologische und wirtschaftliche System der DDR stürzen wollten. Während dies 1989 friedlich erreicht wurde, endeten die Proteste 1953 in blutigen Auseinandersetzungen.
Die DDR-Führung machte westliche Interessengruppen für die Eskalation verantwortlich. Auch die Sowjetunion zog Konsequenzen aus den Aufständen: Die DDR musste keine Reparationen mehr an die UdSSR zahlen und konnte die freigewordenen Mittel zur Verbesserung der Lebensbedingungen ihrer Bürger einsetzen.
In Reaktion auf die Unruhen gründete die DDR die Kampfgruppen. Freiwillige Arbeiter und Bauern trafen sich fortan regelmäßig zu Übungen, um bei zukünftigen Aufständen die Sicherheit zu gewährleisten und das Volkseigentum zu schützen.
Die freiwilligen Mitglieder der Kampfgruppen kamen aus allen Gesellschaftsbereichen. Sie unterstützten die Manöver der NVA und arbeiteten im Rahmen ihrer Ausbildung mit der bewaffneten Polizei zusammen. Oft war die Mitgliedschaft jedoch weniger aus Idealismus motiviert, sondern aufgrund der vielen kleinen Vorteile und Vergünstigungen im Alltagsleben.
Die großzügigen Feste und Feiern der Kampfgruppen nach den Übungen sowie die Urkundenverleihungen waren ebenfalls ein Anreiz für viele, sich den „Käfig voller Helden“ anzuschließen.