NVA der DDR – Ein kurzer Überblick

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NVA der DDR

NVA Nationale Volksarmee der DDR

Die Nationale Volksarmee (NVA) war von 1956 bis 1990 die Streitkräfte der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Sie unterstand dem Ministerium für nationale Verteidigung (MfNV) der DDR und umfasste die militärischen Formationen und Einrichtungen der bewaffneten Organe der DDR. Die NVA hatte die Aufgabe, die Sicherheit und Verteidigung der DDR zu gewährleisten.

Die NVA war eine konventionelle Armee, die für den Einsatz im Rahmen des Warschauer Paktes vorgesehen war. Sie war mit moderner Ausrüstung ausgestattet und verfügte über eine hohe Kampfkraft.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 wurde die NVA aufgelöst, und ihre Soldaten und Ausrüstung wurden in die Bundeswehr integriert.

Gründung der Nationale Volksarmee (NVA) der DDR

Die Entstehung der DDR-Streitkräfte war ein komplexer Prozess, der auf mehreren Ebenen ablief. Auf der politischen Ebene war die Gründung der NVA eine Reaktion auf die Gründung der Bundeswehr in der Bundesrepublik Deutschland. Die Sowjetunion wollte eine militärische Absicherung ihrer Interessen im Ostblock und sah die NVA als Gegengewicht zur Bundeswehr.

Auf der militärischen Ebene war die NVA eine Weiterentwicklung der Kasernierten Volkspolizei (KVP). Die KVP war bereits seit 1952 aufgebaut worden und hatte einen paramilitärischen Charakter. Die NVA übernahm die Strukturen und Ausrüstung der KVP und baute sie weiter aus.

Auf der ideellen Ebene verstand sich die NVA als eine Armee des Friedens und der Völkerfreundschaft. Sie sollte nicht in die Tradition des preußisch-deutschen Militarismus zurückfallen.

Die Gründung der NVA erfolgte am 18. Januar 1956 per Gesetz. Die Aufstellung erfolgte in mehreren Etappen, wobei bis zum 1. März 1956 die Stäbe und Verwaltungen einsatzfähig sein sollten.

Die NVA war zunächst eine Freiwilligenarmee. Erst nach dem Mauerbau 1961 wurde die Wehrpflicht eingeführt.

Die NVA bestand aus vier Teilstreitkräften

Landstreitkräfte

Die Landstreitkräfte waren die größte Teilstreitkraft der NVA und umfassten rund 180.000 Soldaten. Sie waren in vier Militärbezirke unterteilt, die jeweils eine Armee, zwei Panzerdivisionen und zwei motorisierte Schützendivisionen umfassten.

Luftstreitkräfte

Die Luftstreitkräfte/Luftverteidigung waren für die Lufthoheit über der DDR zuständig. Sie umfassten rund 40.000 Soldaten und verfügten über eine Flotte von rund 800 Kampfflugzeugen und Hubschraubern.

Volksmarine

Die Volksmarine war für die Verteidigung der Küstengewässer der DDR zuständig. Sie umfasste rund 18.000 Soldaten und verfügte über eine Flotte von rund 100 Kriegsschiffen.

Grenztruppen

Die Grenztruppen der DDR waren für die Überwachung der innerdeutschen Grenze und der Küstengewässer zuständig. Sie umfassten rund 100.000 Soldaten.

Militärische Erfahrungen

Die Nationale Volksarmee (NVA) der DDR hatte 1968 die Absicht, an den militärischen Aktionen zur Niederschlagung des Prager Frühlings in der Tschechoslowakei teilzunehmen. Die 7. Panzerdivision und die 11. Mot.-Schützendivision der NVA waren ursprünglich für diesen Einsatz vorgesehen. Allerdings wurde aufgrund der erwarteten starken internationalen Reaktion und der Tatsache, dass es sich um den ersten Auslands- und möglicherweise Kampfeinsatz deutscher Truppenverbände seit dem Zweiten Weltkrieg gehandelt hätte, von diesem Vorhaben Abstand genommen.

Die Nationale Volksarmee (NVA) der DDR befand sich mehrere Male über einen längeren Zeitraum im Zustand der erhöhten Gefechtsbereitschaft. Dies geschah in den folgenden Situationen:

Nach dem Bau der Berliner Mauer 1961
Die NVA war in die logistische Unterstützung und Absicherung des Baus der Berliner Mauer involviert. Dies führte zu einer erhöhten Gefechtsbereitschaft, da die Spannungen zwischen Ost und West in dieser Zeit besonders hoch waren.

1962 während der Kubakrise
Die Kubakrise war eine gefährliche Konfrontation zwischen den USA und der Sowjetunion aufgrund der Stationierung sowjetischer Atomraketen auf Kuba. Die NVA befand sich in dieser Zeit in erhöhter Gefechtsbereitschaft aufgrund der globalen Spannungen.

1968 bei der Niederschlagung des Prager Frühlings in der ČSSR
Wie bereits erwähnt, waren die Formationen der NVA für militärische Aktionen zur Niederschlagung des Prager Frühlings vorgesehen. Dies führte zu einer erhöhten Gefechtsbereitschaft.

1981 Während der Verhängung des Kriegsrechts in Polen
Im Vorfeld der Verhängung des Kriegsrechts in Polen im Jahr 1981 wurden kleinere Einheiten der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR darauf vorbereitet, möglicherweise zusammen mit sowjetischen und tschechoslowakischen Truppen in eine Militäroperation gegen die polnische Gewerkschaftsbewegung Solidarność (Solidarität) einzugreifen. Dies geschah, nachdem die polnische Regierung unter General Wojciech Jaruzelski das Kriegsrecht verhängt hatte, um die politische Opposition und die Solidarność-Bewegung zu unterdrücken.

Während der Wende im Herbst 1989
Die NVA befand sich auch während der politischen Veränderungen und Proteste in der DDR im Herbst 1989 in einem erhöhten Zustand der Gefechtsbereitschaft. Dies war eine Zeit großer Unsicherheit und politischer Unruhe in der DDR.

Stand innerhalb des Warschauer Pakt

Der Warschauer Pakt war ein Militärbündnis des sogenannten Ostblocks unter der Führung der Sowjetunion. Die Nationale Volksarmee (NVA) der DDR galt bei Großmanövern des Warschauer Pakts als leistungsfähig und schlagkräftig. Ihre Stärken lagen in ihrem hohen Ausbildungsstandard und ihrer Disziplin. Trotz ihrer begrenzten finanziellen Ressourcen und gelegentlichen Schwierigkeiten bei der Beschaffung modernster Technologie war die NVA eine der effektivsten Armeen innerhalb des Warschauer Pakts.

Die NVA befand sich aufgrund ihrer geografischen Lage direkt an der Grenze zum Westen in einer Schlüsselposition und war daher immer in voller Bereitschaft. Allerdings konnte sie nicht immer Zugang zu den neuesten Waffensystemen aus der Sowjetunion erhalten, entweder aufgrund von finanziellen Einschränkungen, Lieferengpässen oder Geheimhaltungsgründen seitens der sowjetischen Militärführung und Rüstungsindustrie.

Trotz dieser Herausforderungen wuchs die NVA im Laufe der Zeit zu einem bedeutenden Bündnispartner der sowjetischen Streitkräfte heran. Dies trug dazu bei, dass die DDR allmählich den Respekt der sowjetischen Führung erwarb und eine eigenständigere außenpolitische Rolle innerhalb des Warschauer Pakts einnehmen konnte.

Kurzfassung

Einfluss der Gründung der Bundeswehr
Die Gründung der Bundeswehr in der Bundesrepublik Deutschland im November 1955 hatte einen Einfluss auf die Entscheidung, eigene DDR-Streitkräfte zu schaffen. Die Umwandlung der KVP in reguläre Streitkräfte der DDR begann in dieser Zeit.

Freiwilligenarmee
Bis kurz nach dem Mauerbau 1961 war die NVA eine Freiwilligenarmee, was sie von der Bundeswehr unterschied.

Ideologie und Tradition
Obwohl einige äußere Strukturelemente von der Wehrmacht übernommen wurden, verstand sich die Führung der NVA nicht in der Tradition des preußisch-deutschen Militarismus. Die Ideologie der NVA war kommunistisch geprägt.

Rekrutierung von ehemaligen Wehrmachtsangehörigen
Die DDR versuchte, eine neue Elite ohne Berücksichtigung der alten Wehrmachtsangehörigen zu schaffen. Nur in geringem Maße wurden ehemalige Angehörige der Wehrmacht rekrutiert, und diese waren oft aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt und ideologisch vorgebildet worden.

Entlassung der ehemaligen Wehrmachtsoffiziere
Auf Beschluss des Politbüros der SED wurden fast alle ehemaligen Wehrmachtsoffiziere bis Ende der 1950er-Jahre schrittweise aus der NVA entlassen und pensioniert.


Die Nationale Volksarmee (NVA) war die Armee der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) von 1956 bis 1990. Die Armee bestand aus den drei Teilstreitkräften Landstreitkräfte, Luftstreitkräfte/Luftverteidigung und Volksmarine.

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