Die Fusion von Bundeswehr und NVA – Ein Restesssen

3882ee8ba09e4843b5273ac6938a3db2

Updated Februar 7, 2025

Die Fusion von Nationaler Volksarmee (NVA) und Bundeswehr nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 war ein komplexer Prozess, der in mehreren Schritten ablief. Im Folgenden eine zusammenfassende Übersicht der wichtigsten Aspekte:

1. Auflösung der NVA (1990)

  • Am 3. Oktober 1990, mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik, wurde die NVA offiziell aufgelöst.
  • Die Bundeswehr übernahm die Kontrolle über die Einrichtungen, Ausrüstung und Liegenschaften der NVA.
  • Rund 90.000 Soldaten und 47.000 Zivilangestellte der NVA standen ohne klare Perspektive da.

2. Übernahme von Personal

  • Von den etwa 90.000 NVA-Soldaten wurden zunächst rund 50.000 für eine Übergangszeit übernommen.
  • Letztlich wurden nur etwa 10.000 Soldaten in die Bundeswehr integriert, vor allem in untere Ränge und Spezialbereiche wie Fernmeldedienste oder Sanitätswesen.
  • Offiziere über dem Dienstgrad eines Majors wurden in der Regel nicht übernommen, da sie als ideologisch zu stark mit der DDR verbunden galten.

3. Übernahme von Material

  • Die Bundeswehr sichtete die Ausrüstung der NVA (rund 2.800 Kampfpanzer, 8.000 gepanzerte Fahrzeuge, 600 Flugzeuge, 24.000 Lastwagen).
  • Vieles wurde verschrottet oder an andere Staaten verkauft (z. B. Panzer an Türkei, Flugzeuge an Schweden).
  • Ein Teil des Materials wurde in die Bundeswehr integriert (z. B. MiG-29-Kampfjets für die Luftwaffe bis 2004).

4. Strukturelle Anpassung

  • Die Bundeswehr übernahm Teile der NVA-Strukturen, modernisierte aber die Kasernen und stellte sie auf westdeutsche Standards um.
  • Einige Standorte wurden weiter genutzt, viele aber geschlossen.

5. Gesellschaftliche und politische Aspekte

  • Die Integration ehemaliger NVA-Soldaten war gesellschaftlich und politisch heikel.
  • Viele ehemalige Angehörige der NVA fühlten sich schlecht behandelt, da sie oft in zivile Berufe gedrängt wurden.
  • Die Bundeswehr setzte ein „politisches Überprüfungsverfahren“ ein, um NVA-Personal auf Stasi-Verstrickungen zu prüfen.

Die Fusion war eher eine Übernahme als eine Verschmelzung. Während einige Teile der NVA (Personal und Ausrüstung) in die Bundeswehr integriert wurden, verschwand die NVA als eigenständige Institution praktisch komplett. Die Bundeswehr entwickelte sich jedoch durch diese Erfahrungen weiter, vor allem im Umgang mit Ost-Technik und der Integration ehemaliger DDR-Strukturen.