Militärgefängnis Schwedt in der DDR

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Updated Mai 11, 2024

Leben im Militärgefängnis Schwedt

Das Militärgefängnis Schwedt war ein Ort der Angst und Gewalt, an dem Tausende junge Männer unter härtesten Haftbedingungen ihre Disziplinar- und Freiheitsstrafen verbüßten. Die Zeit im „Militärknast“ hinterließ bei zahlreichen Inhaftierten bleibende Traumata und Schäden.

Gründung des Armeegefängnis Schwedt und sein Ende

Das Militärgefängnis in Schwedt war nicht von Anfang an als solches geplant, es wurde ursprünglich als Wohnheim für Arbeiter der Erdölraffinerie genutzt. In den Anfangsjahren der DDR-Armee wurden aufmüpfige oder kriminelle Soldaten und Unteroffiziere zunächst ins Haftarbeitslager Nitzow geschickt. Die Bedingungen dort waren offenbar nicht ideal für die militärische Erziehung, und daher suchte die Armeeführung in den 1960er-Jahren nach einem neuen Ort.

Das Gefängnis Schwedt wurde im Juni 1968 eröffnet und bestand bis Mai 1990. In dieser Zeit wurden dort Tausende junge Männer inhaftiert, die sich gegen die strengen Vorschriften der NVA verstoßen hatten. Die Haftbedingungen waren hart. Die Inhaftierten wurden in Einzelzellen untergebracht, die nur wenige Quadratmeter groß waren. Sie hatten kaum Kontakt zu anderen Menschen und waren der Willkür der Wärter ausgesetzt.

Gründe für eine Inhaftierung in Schwedt

Die Inhaftierten im Militärgefängnis Schwedt waren Menschen aus allen Gesellschaftsschichten. Zu den häufigsten Strafgründen gehörten:

  • Disziplinarvergehen, wie Ungehorsam, Befehlsverweigerung oder Trunkenheit
  • Politische Delikte, wie Fluchtversuche, Desertion oder oppositionelle Aktivitäten
  • Straftaten, die in der Zivilgesellschaft begangen wurden, wie Körperverletzung oder Diebstahl

Haftbedingungen im Militärknast Schwedt

Die Haftbedingungen und die Behandlung der Inhaftierten im Militärgefängnis Schwedt waren teilweise sehr unterschiedlich und hingen von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Art der Verurteilung und die Dauer der Haftstrafe. Die Tatsache, dass einige Inhaftierte direkt vom Kommandanten ohne Gerichtsverfahren in Schwedt geschickt wurden, deutet darauf hin, dass es in dieser Einrichtung eine gewisse Willkür und Härte gab.

Im Großen und Ganzen waren die Haftbedingungen im Militärgefängnis Schwedt aber extrem hart. Die Inhaftierten waren in kleinen, dunklen Zellen untergebracht, in denen sie kaum Platz hatten, sich zu bewegen. Sie wurden unter strenger Bewachung gehalten und durften nur wenige Besuche von Angehörigen empfangen.

Die Inhaftierten wurden oft mit körperlicher und psychischer Gewalt traktiert. Sie wurden geschlagen, getreten und beschimpft.

Es ist beunruhigend zu hören, dass es in den 1960er-Jahren in Schwedt Berichte über Folter gab. Folter ist eine inakzeptable und grausame Praxis, die gegen internationale Menschenrechtsstandards verstößt. Die Vorstellung von Gefangenen, die als „gebrochene Männer“ aus Schwedt zurückkehrten, verdeutlicht die extremen psychischen und physischen Belastungen, denen sie ausgesetzt waren.

Selbst wenn in späteren Jahren andere Methoden angewendet wurden, um die Inhaftierten zu disziplinieren, scheinen die Bedingungen im Militärgefängnis Schwedt weiterhin sehr hart gewesen zu sein. Der strenge Militärdrill, lange Arbeitszeiten und die soziale Isolation können erheblichen Stress und psychische Belastungen verursachen.

Die Zeit im Militärgefängnis Schwedt hinterließ bei zahlreichen Inhaftierten bleibende Traumata und Schäden. Viele von ihnen litten unter posttraumatischen Belastungsstörungen, Depressionen und Angstzuständen.

Schließung des Armeegefängnis Schwedt

Die Schließung des Militärgefängnisses Schwedt im April 1990 markierte das Ende einer dunklen Periode in der DDR-Geschichte. Die politischen Umstürze und die Öffnung der Archive ermöglichten es, diejenigen, die während der DDR-Ära in Schwedt inhaftiert waren, zu befreien und die Einrichtung zu schließen.

Es ist bedauerlich, dass viele der ehemaligen Inhaftierten bis heute kaum über ihre Zeit im Militärgefängnis Schwedt gesprochen haben. Dies könnte auf die traumatischen Erfahrungen und das lange Zeit bestehende Schweigegebot zurückzuführen sein. Die Bewältigung solcher traumatischer Erlebnisse kann sehr schwierig sein, und viele Menschen benötigen professionelle Unterstützung, um darüber sprechen und ihre Erfahrungen verarbeiten zu können.

Die Schließung des Gefängnisses und die Öffnung der Archive haben es jedoch ermöglicht, die Geschichte und die Schicksale der Inhaftierten ans Licht zu bringen. Die Aufarbeitung solcher dunkler Kapitel der Geschichte ist wichtig, um die Erinnerung an die Opfer zu bewahren und sicherzustellen, dass sich solche Ereignisse nicht wiederholen. Es ist zu hoffen, dass diejenigen, die in Schwedt inhaftiert waren, die Unterstützung und Anerkennung erhalten, die sie verdienen, und dass ihre Geschichten gehört und dokumentiert werden.

Aufarbeitung Thema „Armeeknast Schwedt“

Die Aufarbeitung der Geschichte des Militärgefängnisses Schwedt ist ein wichtiger Schritt zur Bewältigung der DDR-Diktatur. Die Ausstellung „NVA-Soldaten hinter Gittern“ trägt dazu bei, die Schicksale der Inhaftierten zu dokumentieren und die Erinnerung an dieses dunkle Kapitel der deutschen Geschichte wachzuhalten.

Im Jahr 2013 gründeten Betroffene einen Verein, der sich der Aufarbeitung der Geschichte des Militärgefängnisses widmet. Der Verein organisiert Veranstaltungen, Projekte und Führungen, um die Geschichte des Gefängnisses wachzuhalten und den Austausch zwischen Betroffenen zu ermöglichen.

Die Ausstellung „NVA-Soldaten hinter Gittern. Der Armeeknast Schwedt als Ort der Repression“ ist ein wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte des Militärgefängnisses. Sie zeigt die unmenschlichen Haftbedingungen und die psychischen und körperlichen Folgen für die Inhaftierten.

Der Mythos um das Militärgefängnis Schwedt und die Schrecken, die dort erlebt wurden, sind ein wichtiger Teil der DDR-Geschichte und unterstreichen die Bedeutung der Aufarbeitung solcher dunklen Kapitel, um die Erinnerung an die Opfer wachzuhalten und sicherzustellen, dass sich solche Ereignisse nicht wiederholen.