Die kasernierte Volkspolizei der DDR (KVP)

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Updated Mai 11, 2024

Die kasernierte Volkspolizei (KVP) in der DDR

Die kasernierte Volkspolizei (KVP) diente als Grundlage für die spätere Nationale Volksarmee in der DDR. Ihre Entstehung datiert auf den 1. Juli 1952, als die Hauptverwaltung Ausbildung des DDR-Innenministeriums ihre Bereitschaften in Divisionen der Landstreitkräfte umstrukturierte. Ihr erster Hauptstandort war in Berlin-Adlershof, bevor er 1954 nach Strausberg verlegt wurde. Die Uniform der KVP war in ihrer Gestaltung der Uniform der Sowjetarmee sehr ähnlich und hatte anfänglich eine dunkelblaue Farbe, die später durch Khaki ersetzt wurde.

Mit der Einführung der Bundeswehr 1956 wurde die kasernierte Volkspolizei, die zu diesem Zeitpunkt etwa 100.000 Mitglieder hatte, offiziell zur Nationalen Volksarmee, dem Militär der DDR, umstrukturiert.

Die Entstehung der kasernierte Volkspolizei (KVP)

m Oktober 1948 veranlasste die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) die Bildung von 40 kasernierten Volkspolizei-Bereitschaften, wobei jede Einheit aus 250 Mitgliedern bestand. Diese Einheiten waren der „Hauptabteilung Grenzpolizei und Bereitschaften“ innerhalb der „Deutschen Verwaltung des Innern“ zugeordnet. Im Juli des folgenden Jahres wurde die Grenzpolizei aus dieser Abteilung entfernt, wodurch der Name in „Verwaltung für Schulung“ geändert wurde, mit Wilhelm Zaisser als Generalinspekteur. Nachdem die DDR im Oktober 1949 gegründet wurde, ging aus der Deutschen Verwaltung des Innern das Ministerium des Innern hervor. Im April 1950 wurde die „Verwaltung für Schulung“ in die Hauptverwaltung Ausbildung transformiert, die unter der Leitung von Generalinspekteur Heinz Hoffmann stand und zu der die Bereitschaften gehörten. Im April 1952 kam eine Direktive aus Moskau, die den Aufbau einer regulären Armee anordnete. Daraufhin wurde im Juli 1952 durch den Innenminister Willi Stoph die Kasernierte Volkspolizei aus den bisherigen Bereitschaften gegründet. Im August desselben Jahres startete die territoriale Verwaltung der KVP in Pasewalk, die die nordischen KVP-Standorte wie Eggesin, Prora, Prenzlau und Fünfeichen koordinierte.

Rolle der kasernierte Volkspolizei während des Aufstands von 1953

Ende 1952 führte die auf Rüstung und Schwerindustrie zentrierte Politik der DDR-Verantwortlichen zu erheblichen Versorgungsengpässen für die Bürger. Diese Krise, kombiniert mit gestiegenen Arbeitsnormen und anderen Gründen, kulminierte im Volksaufstand am 17. Juni 1953, an dem sich etwa eine halbe Million Bürger durch Demonstrationen und Streiks beteiligten. Hauptverantwortlich für die Bekämpfung des Aufstandes waren sowjetische Truppen der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland, unter der Leitung des sowjetischen Hauptquartiers in der DDR. Am ersten Tag des Aufruhrs waren von der KVP nur etwa 8.200 Volkspolizisten im Dienst, denen der Einsatz von Schusswaffen untersagt war. Doch am darauffolgenden Tag wurde der KVP, in Absprache mit den Sowjets, der Gebrauch von Schusswaffen gegen Aufständische gestattet. Bei der Unterdrückung von Protesten in Städten wie Leipzig, Dresden und Rostock kam es zu Verletzungen durch Schusswaffen der KVP. In Halle töteten sie sogar eine Demonstrantin. Bis zum 23. Juni wurden 2.329 Beteiligte am Aufstand durch die KVP festgenommen, wobei oft in Zivil gekleidete Volkspolizisten für die Überwachung und Festnahme zuständig waren. Es gab innerhalb der DDR-Elite Bedenken hinsichtlich des Einsatzes der KVP. Befürchtungen, dass sich die Volkspolizisten mit den Protestierenden solidarisieren könnten, traten zwar nicht ein, jedoch gab es erhebliche Defizite bei Mobilität, Einsatzbereitschaft, Versorgung und Kommunikation. Nach dem Aufruhr bekam die KVP zusätzlich die innere Sicherheit als Aufgabenbereich zugewiesen, wobei jeder Einheit ein bestimmtes Gebiet zugeteilt wurde. Als Reaktion auf den Aufstand überdachte die SED-Führung ihre Wirtschaftspolitik und reduzierte den Fokus auf Rüstung zugunsten von Konsumgütern. Dies führte zu einer Reduzierung der Volkspolizeikräfte um etwa 24.000 Mann, wobei die Luftkomponente ausgenommen wurde. Teile dieser Entlassungen nutzte die KVP-Führung auch, um unliebsame Mitglieder zu entfernen.

Transformation der kasernierte Volkspolizei zur NVA

Die Verwaltungsstruktur der KVP(-Land) wurde im August 1953 durch die Integration der VP-See und der VP-Luft überarbeitet. Die ehemaligen TV verschmolzen zu Territorialverwaltungen in Pasewalk (Nord) und Leipzig (Süd). Die Luftverbände bekamen die Bezeichnung Aeroklub. 1954 verlegte der KVP-Stab von Berlin nach Strausberg. Andere Verwaltungseinheiten wechselten ebenfalls ihre Standorte.

In den 1950er Jahren gab es Bestrebungen, für das DDR-Militär eine sozialistische, deutsche Tradition zu etablieren. Hierzu dienten historische Ereignisse, wie der Bauernkrieg und die Befreiungskriege gegen Napoleon, als Inspiration.

1955 signalisierte die DDR-Regierung die Einsatzbereitschaft der KVP zur Umwandlung in reguläre Streitkräfte. Allerdings verweigerte das KPdSU-Zentralkomitee die offizielle Umwandlung. Willi Stoph plante einen weiteren Ausbau der KVP. Er sah eine Erhöhung auf 150.000 Mitglieder und eine intensive Offiziersausbildung vor. Es gab jedoch Nachwuchsprobleme und Qualitätsmängel.

Als 1955 die Bundesrepublik die Bundeswehr gründete, interpretierte dies die KVP als Signal für ihre eigene Weiterentwicklung. Es gab Fortschritte, aber auch Defizite. Besonders hervorzuheben ist der Mangel an qualifiziertem Nachwuchs.

Rekrutierungsaktionen für die KVP stießen auf gemischte Reaktionen. Viele sahen den Dienst kritisch, für manche war er sogar ein Fluchtgrund in den Westen. 1956 wurde das Gesetz für die Schaffung der Nationalen Volksarmee (NVA) verabschiedet. Die KVP-Strukturen wurden weitestgehend beibehalten, jedoch gab es eine neue Uniform, die sich optisch stark von sowjetischen Modellen unterschied und an deutsche Militärtraditionen anknüpfte. Diese Entscheidung wurde kontrovers aufgenommen.

Die Gründung der NVA war von intensiver Propaganda begleitet. Viele Bürger äußerten jedoch auch Bedenken, insbesondere Pazifisten und jüngere Menschen. Mit dem offiziellen Arbeitsbeginn der NVA-Verwaltungen am 1. März 1956 wurde der Grundstein für den „Tag der Nationalen Volksarmee“ gelegt. Ende 1956 wurde die KVP formell aufgelöst.